Portionsgrößen

Die passende Portionsgröße für Samtpfoten zu finden ist leider nicht ganz so einfach, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag, denn zahlreiche Faktoren beeinflussen den Energiebedarf eines lebendigen Organismus. Katzen sind, wie auch wir Menschen, Individualisten. Jeder Körper hat seine eigenen Bedürfnisse, seinen individuellen Stoffwechsel etc. welcher den Energie- bzw. Kalorienbedarf regelt. So auch der einer Katze. Die tägliche Nahrungsaufnahme dient dem Organismus dazu eben diesen Energiebedarf zu decken. Daher sollte die Energie, die der Körper täglich verbraucht, dem Körper mit der Nahrung auch wieder zugeführt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, den individuellen Nahrungsbedarf herauszufinden.

Katzen in freier Natur fangen und fressen mehrmals täglich kleine Nagetiere in der Größe einer Feldmaus. Eine einzelne Maus wiegt im Durchschnitt ca. 30g und deren Energiegehalt beträgt ca. 60 Kcal. Um ihren Energiebedarf zu decken, muss eine Katze durchschnittlich 5 Beutetiere verzehren. Diese Futtermenge verteilt sich über den Tag und wird nicht in einer einzelnen Portion verzehrt. Katzen sind nachtaktive Tiere, die in der Dämmerungszeit auf die Jagd gehen und während welcher sie in der Regel auch ihre Nahrung zu sich nehmen.
Auch wenn wir bemüht sind, unsere Katzen nach dem Vorbild der Natur zu versorgen, ist es für viele Katzenhalter oft nicht oder nur eingeschränkt möglich, 5 kleine Mahlzeiten á 30 g über den Tag verteilt zu füttern.

Viele kleine oder lieber wenige große Mahlzeiten?
Unsere persönliche Erfahrung zeigt, das Katzen, die 2-3 Mahlzeiten á 50-70 g erhalten, gut mit dieser Fütterungsweise zurecht kommen, sofern diese an den Energie- und Nährstoffbedarf des jeweiligen Tieres angepasst ist. Katzen verwerten Futter besser, wenn sie ihre Mahlzeiten über 3-4 Mahlzeiten am Tag verteilt erhalten.

Es gibt sogar Katzen, die Futter wieder hochwürgen (Regurgitation), wenn es eine Portionsgröße von 70 Gramm und mehr überschreitet. Vor allem mit zunehmendem Lebensalter wird es schwieriger für die Tiere, große Portionsgrößen zu sich zu nehmen. Vor allem ältere Tiere, deren Verdauungssystem mit den Lebensjahren an Kraft eingebüsst hat, profitieren von mehreren kleineren Mahlzeiten statt zwei großen Hauptmahlzeiten. Junge, große und aktive Katzen, die mehr als 150 g Futter täglich benötigen sollten lieber eine Extraportion gereicht bekommen, anstatt die Einzelmahlzeiten zu überladen.

Portionen auswiegen?
Es ist überdies empfehlenswert, die einzelnen Portionen entsprechend auszuwiegen, denn wir Menschen haben mitunter die Neigung, unseren Lieben ein wenig mehr in den Napf zu füllen, als tatsächlich nötig und sinnvoll ist. Eine Küchenwaage ist daher ein sinnvolles Utensil.

Der leere Magen einer Katze hat in etwa die Größe einer Walnuss. Der Magen dient dem Körper als Speicher und gibt die Nahrung portionsweise an den Darm ab, damit nicht stets und ständig Nahrung zugeführt werden muss. Der Magen dehnt sich zwar, aber es könnte den Magen überfordern, wenn er 130 g Futter auf einen Schlag fassen soll. Durch den Speichel und die Magensäure kommt es zu weiterem Volumen. Im Allgemeinen verlassen größere Mahlzeiten den Magen langsamer als kleinere Mahlzeiten. Auch dies ist ein Aspekt, der für kleinere Mahlzeiten spräche.

Katzen sind Individualisten
Es gibt große Katzen und kleine Katzen, männliche und weibliche Katzen, junge Hüpfer und Senioren, Freigänger und Stubentiger, temperamentvolle Rabauken und ruhige Gesellen, trächtige Katzen usw. Jedes dieser Individuen hat seinen eigenen Kalorienbedarf, der sich aus der jeweiligen persönlichen Lebenssituation und der körperlichen Verfassung ergibt.

Aber auch die Rationsgestaltung spielt eine Rolle bei der Bestimmung der Portionsgrößen. Der eine füttert fettarmes Geflügelfleisch und ein anderer fettreicheres Lammfleisch. Eine fettreiche Lammmahlzeit ist mitunter sättigender und hat eine höhere Kaloriendichte als die gleiche Futtermenge fettarmes Putenfleisch. Es gibt z.B. Katzenhalter die geben mehr Wasser an die Mahlzeiten. Dadurch erhöht sich zwar das  Gesamtvolumen, versorgt die Katze jedoch nicht mit mehr Kalorien/Energie. Andere wiederum geben nur wenig Wasser an das Futter und wundern sich, dass ihre Tiere trotz der geringen Futtermenge an Gewicht zulegen. Sie sehen, nicht nur die Katzen, auch die jeweiligen Fütterungsgestaltungen sind sehr individuell und maßgebend. Eine Tabelle, die darüber Aufschluss gibt, wieviel Nahrung eine Katze je kg Körpergewicht täglich benötigt kann also stets nur eine Richtlinie sein. Eine bewährte Methode zur Bestimmung der erforderlichen Futtermenge ist die Einschätzung des Energiebedarfs.

Wir empfehlen eine tägliche Futtermenge von 130 – 175 g Rohfutter aufgeteilt in 2 bis 4 Mahlzeiten, je nach Alter, Aktivität, Temperament, Kondition etc. zu füttern. Diese Empfehlung gilt für erwachsene und gesunde Katzen. Bitte passen Sie diese Empfehlung an die jeweilige Lebenssituation bzw. dem individuellen Nahrungsbedürfnis Ihrer Katze(n) nach oben oder unten an. Wie z.B. bei trächtigen bzw. laktierenden Kätzinnen, Kitten im Wachstum, großen Katzen (größer als die Durchschnittshauskatze) oder Katzen, die aus unterschiedlichen Gründen mehr Energie benötigen. Sollte Ihre Katze gesundheitlich eingeschränkt sein, sollte die Futtergestaltung ggfs. ebenfalls entsprechend angepasst werden. Bitte besprechen Sie sich in diesem Fall mit Ihrem Tiertherapeuten. Auch bei Gewichtsverlust, der nicht auf einer Veränderung in der Fütterungsgestaltung beruht, sollten Sie Ihren Tiertherapeuten konsultieren, um über eine mögliche Erkrankung oder einen möglichen Parasitenbefall miteinander zu beraten.

Freigänger
Es ist besonders schwierig die Nahrungaufnahme von Freigängerkatzen zu überwachen, denn Freigängerkatzen haben Zugang zu allen möglichen Futterquellen auf ihren Streifzügen durch die Natur. Deshalb lassen sich Futtermengen für Katzen, die zusätzlich Beutetiere verspeisen, etwas schwieriger berechnen als Futtermengen für Stubentiger. Lange Ausflüge und körperliche Aktivitäten verbrauchen zudem zusätzliche Kalorien und spiegeln sich in der Portionsgröße wieder. Auch ein katzenfreundlicher Nachbar hat vielleicht das eine oder andere Leckerli parat oder öffnet auch einmal gerne ein Döschen für den kätzischen Besucher.

Unterschiedliche Esstypen
Katzen wählen nicht immer instinktiv die Nahrungsmenge aus, die sie tatsächlich brauchen. Manchmal schmeckt es einfach so gut, dass sich auch eine Katze nur schwerlich zurückhalten kann. Oder der Napf muss schnell geleert werden, weil Mitkatzen schon darauf lauern, den Nachbarnapf zu plündern. Es gibt aber auch jene Samtpfoten, die in Seelenruhe ihre Portionen aufessen bis sie satt sind und den Rest einfach stehen lassen. Schauen Sie einfach, welcher Esstyp Ihre Samtpfote ist.

Auch was die Futtervorlieben betrifft sind Katzen sehr eigen. Manche Katze wird ihr ganzes kätzisches Leben lang mit Freude und Appetit futtern. Andere hingegen hegen weniger Interesse für die tägliche Nahrungsaufnahme und müssen oft dazu überredet werden, überhaupt einen Happen zu sich zu nehmen, sogar schon als Katzenkinder. Den meisten Katzen geht es gut dabei, wenn sie drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen, auch wenn die eine oder andere Samtpfote zwei Mahlzeiten bevorzugt oder sogar nur eine einzige. Und wieder andere Katzen können den ganzen Tag und stets und ständig nach Herzenslust futtern.

Der Appetit einer Katze und deren Einstellung zur täglichen Nahrungsaufnahme hängt nicht nur von deren Persönlichkeitstyp ab, sondern hat ihre Wurzeln häufig schon in der Kindheit: der Futterneid, Futter an welches sich Katzenkinder von Anfang an gewöhnen, die Häufigkeit der Fütterungen. All dies trägt dazu bei, welche Beziehung eine Katze im Erwachsenenalter zur täglichen Nahrungsaufnahme hat bzw. entwickeln wird.

Katzen bereichern unser Leben und sind eine große Freude für alle, die ihre Herzen für diese ausserordentlichen Tiere geöffnet haben. Deren eigenverantwortliche Nahrungsgestaltung ist eine echte Herausforderung. Katzen sind Jäger und wir sollten versuchen, ihnen jene Nahrung anzubieten, die der Nahrung in Freiheit am nächsten kommt. Wenn wir einen Carnivoren, also einen Beutetier- bzw. Fleischfresser in unser Leben aufnehmen, sollten wir uns dessen bewusst sein, dass es einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet und nicht billig werden wird, diese wundervollen Tiere artgerecht zu ernähren. Die Kluft zwischen gut und billig ist enorm. Vor allem dann, wenn Qualität den Maßstab setzt.